Ökologische Wasserkraft

Die Wasserkraft muss Rücksicht auf die Natur nehmen

Rund 60% des Stroms in der Schweiz stammt aus Wasserkraftwerken. Diese Art der Energieproduktion ist zwar klimafreundlich, bringt jedoch ökologische Nachteile für die betroffenen Gewässer mit sich. 

Mit der Diskussion um erneuerbare Energien nimmt der Druck auf eine verstärkte Nutzung der Wasserkraft zu. Laut Experten stellt die Übernutzung zugunsten der Wasserkraft eine grosse Bedrohung für unsere Flüsse und Bäche dar – denn über 95% des Potenzials an Wasserkraft wird heute bereits genutzt. Damit ist die Grenze der ökologischen Belastbarkeit unserer Gewässer erreicht. Gleichzeitig sind die ökologischen Nachteile der Wasserkraftnutzung gross: Es entstehen zu geringe Restwassermengen, grosse Abflussschwankungen (sogenannter Schwall-Sunk) und Wanderhindernisse für Fische und andere Lebewesen.

Unser Engagement

Jedes Kraftwerk an einem Fliessgewässer beeinträchtigt die natürliche Funktion und Dynamik des betroffenen Lebensraums. Wasser wird ausgeleitet und/oder angestaut, Fliessstrecken werden unterbrochen, die Abflussdynamik verändert, die Fischwanderung unterbunden oder Geschiebe wird zurückgehalten. Der WWF setzt sich für die Nutzung der Wasserkraft ein, sofern diese Platz für die Tiere und Pflanzen am und im Wasser belässt. Es dürfen keine Arten ihre Lebensgrundlage verlieren und aussterben aufgrund der Wasserkraft. Deshalb fordert der WWF:

  • Neue (Konzessionen für) Wasserkraftwerke: Über 95% des Potenzials an Wasserkraft wird heute bereits genutzt in der Schweiz. Das bedeutet, dass die letzten ungenutzten Fliessgewässeranschnitte sehr wertvoll sind für die Gewässerlebewesen. Neue Wasserkraftwerken sollten daher ganz genau abgewogen und nur noch dort realisiert werden, wo keine namhaften Schäden an der Natur entstehen. Der WWF setzt sich dafür ein, die letzten unverbauten Gewässerperlen vor weiterer Zerstörung zu schützen und die Nutzung bestehender Kraftwerke bei einer Neukonzessionierung ökologischer zu machen. Zudem setzt er sich auch gegen den weiteren Ausbau und für den Rückbau schädlicher Kleinkraftwerke ein: Diese leisten keinen nennenswerten Beitrag zur Stromversorgung und zerstören dabei aber den Lebensraum der Gewässerorganismen in besonderem Masse. 
  • Sanierung der Restwasserstrecken: Wird Wasser bei einer Entnahmestelle aus dem Bachbett abgeleitet und weiter flussabwärts gelegenen Punkt wieder ins Gewässer zurückgeleitet, entsteht eine Restwasserstrecke. In diesen Abschnitten verbleibt nur ein Bruchteil der natürlichen Wassermenge im Flussbett — in den schwerwiegendsten Fällen gar keins. Diese sogenannten "Restwasser Null"-Strecken sind zu sanieren, damit wenigstens ein Bruchteil des nun gesetzlichen Minimums an Restwasser im Gewässer verbleibt. Zudem sind bei Neukonzessionierungen gesetzlich und ökologisch angemessene Restwassermengen vorzusehen. 
  • Schwall und Sunk: Schwall-Sunk ist wie Ebbe und Flut in unseren Bächen und Flüssen, die oft mehrmals pro Tag auftreten. Mit einem wichtigen Unterschied: sie sind unnatürlich. Im Takt der Stromproduktion lassen Speicherseen einmal viel, dann wieder kein Wasser über die Turbinen fliessen. Die Wasser-Lebewesen müssen dabei täglich ums Überleben kämpfen: bei Sunk stranden sie, bei Schwall werden sie fortgespült. Der WWF setzt sich ein für möglichst ökologische Lösungen und eine vollständige Sanierung dieser schädlichen Auswirkungen der Wasserkraft und begleitet die Prozesse der Kraftwerksbetreiber sehr genau. 
  • Fischgängigkeit: Unzählige Hindernisse versperren heute den Fischen die Wanderung in ihre Laich- und Nahrungsgründe. Kühlere Seitengewässer sind nicht mehr an den Hauptfluss angebunden, weil die Flüsse sich eingetieft haben oder die Zugänge verbaut sind, Wehre und Fassungen von Wasserkraftwerken verunmöglichen den Fischen den Aufstieg. Ihr Abstieg über die Turbinen endet zudem für sie heute oft tödlich. Der WWF setzt sich ein für eine freie Fischwanderung in den grossen schweizer Flüssen und deren Zuflüsse, indem der Rückbau von Hindernissen angestossen und vorangetrieben wird und überwacht die  Prozesse zur Wiederherstellung der Fischgängigkeit an Kraftwerken um gute, funktionierende Lösungen zu erhalten.
  • Revitalisierungen: Kanalisierte und eingedolte Gewässer sollen wieder frei fliessen und mehr Platz bekommen. Der WWF Solothurn begleitet die Revitalisierungsplanung des Kantons und wichtige Hochwasserschutz- und Revitalisierungsprojekte an grösseren Fliessgewässern, fördert Revitalisierungs-Projekte und - Initiativen an Bächen und überwacht kritisch, ob die Ausscheidungen der Gewässerräume in den Gemeinden korrekt und ökologisch durchgeführt werden.

Helfen Sie mit

Als Konsumentinnen und Konsumenten haben Sie die Macht:

  • Sparen Sie Strom
  • Verlangen Sie ökologischen, «naturemade star»-zertifizierten Strom

Der WWF ist zusammen mit anderen Organisationen Trägerin des Gütezeichens «naturemade star». Sollte der regionale Anbieter dies nicht bereitstellen, hilft der Kauf von «naturemade star»-Zertifikaten von schweizweit anbietenden Unternehmen. Das geht ganz einfach über die Website von Naturmade. 

Dokumentation

Faktenblatt Wasserkraft

Webseite des WWF Schweiz - Wasserkraft

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